British Shorthair Blue

Artgerechte Fütterung der Britisch Kurzhaar

"Katzen würden Mäuse kaufen" - Besser kann man die Problematik der heutigen Haustierernährung, insbesondere unserer Katzen, wohl kaum in vier Worte packen. Wer sich mit den Fallstricken, Abgründen, Ecken und Kanten der Futtermittelindustrie einmal auseinandersetzen mag, sollte sich durchaus einmal das gleichnamige Buch von Hans-Ulrich Grimm zur Hand nehmen. Spätestens nach dieser Lektüre wirst Du Dir genau überlegen, ob Du im Supermarkt zum erstbesten und günstigsten Futter greifst oder Dich von Aussagen der Werbeindustrie, des Verkäufers im Tierbedarfshandel oder Deines Tierarztes blenden lässt. Denn die Unwissenheit und Gedankenlosigkeit vieler Katzenbesitzer wird von der Futtermittelindustrie und deren Nutznießer zur "Gewinnoptimierung" gern schamlos mißbraucht.

Natürliche Ernährung

Doch wie sollte die richtige Ernährung unserer Britisch Kurzhaar Katzen denn nun gestaltet sein? Eine erste schnelle Antwort ergibt schon durch einen Blick auf die natürliche Ernährung. Eine freilebende Katze frisst fast ausschließlich Fleisch. Das sind vorallem Mäuse, andere kleine Nager, manchmal ein Vogel, Insekten oder auch mal ein Fisch. Du wirst definitiv keine Katze erleben, die im Getreidefeld hockt und da genüßlich an einer Getreideähre knabbert.

Fleischanteil

Im Gegensatz zu uns Menschen ist die Katze ein reiner Carnivore. Das bedeutet, die gesamte Verdauung und der Stoffwechsel sind auf die Verwertung von Fleisch ausgerichtet. Auch die Britisch Kurzhaar gewinnt ihre Energie also ausschließlich aus tierischen Fetten und Proteinen. Kohlenhydrate spielen für die Energiegewinnung hingegen keine Rolle. Sollte es uns dann nicht schon stutzig machen, daß viele Futtermittel, insbesondere Trockenfutter, Getreide als Hauptbestandteil enthalten? Doch was sollen wir jetzt machen? Lebende Mäuse verfüttern? Nein, das geht natürlich nicht. Aber Du solltest darauf achten, so nah wie nur möglich an die natürliche Ernährung heranzukommen. Achte also unbedingt darauf, daß der Fleischanteil im Futter sehr hoch ist. Bei Angaben wie "min. 4% Hühnerfleisch" sollten die Alarmglocken angehen, wenn Du ansonsten keine weiteren Fleischanteile in der Zutatenliste entdecken kannst. 70% Fleischanteil und mehr kannst Du durchaus schon für kleines Geld erwarten.

Getreide schlecht?

Grundsätzlich ist nichts gegen Getreide einzuwenden. Doch der Getreideanteil sollte nur in sehr geringen Mengen im Futter auftauchen. Freilebende Katzen nehmen bis zu ca. 3% Getreide und andere pflanzliche Bestandteile durch die zum Teil vorverdauten Mageninhalte ihrer Beutetiere auf. Diese Mengen sind also absolut in Ordnung. Achte auf den Zutatenlisten aber nicht nur auf Getreide, sondern auch auf andere pflanzliche Inhalte. Denn auch diese enthalten Kohlenhydrate. Katzen sind nur sehr eingeschränkt in der Lage Kohlenhydrate zu verwerten. Überschüssige Kohlenhydrate werden dann leider nicht ausgeschieden sondern in Form von Körperfett eingelagert.

Trocken- oder Nassfutter?

Die Frage kannst Du Dir eigentlich gleich selber beantworten, wenn Du die vorangegangenen Absätze gelesen hast. Denn es wird wohl kaum ein Trockenfutter geben, daß mit maximal 3% pflanzlichen Anteilen produziert werden kann. Natürlich gibt es viele Trockenfuttervarianten, die den Aufdruck "getreidefrei" tragen. Doch schaut man mal genauer auf die Zutaten, entdeckt man andere ungeeignete Anteile in großen Mengen: Kartoffelpulver, Kartoffelstärke, Rübentrockenschnitzel, Granatapfelkerne, Zellulose usw. Häufig beträgt der pflanzliche Anteil deutlich mehr als 50%.

Außerdem hat dieses Produkt aus dem Chemiebaukasten noch ein weiteres Problem. Katzen decken ihren Flüssigkeitsbedarf fast ausschließlich durch die Aufnahme fester Nahrung. Doch wie hoch wird wohl der Flüssigkeitsanteil in 100g Trockenfutter täglich sein? Deine Katzen wird nur dann zum Wassernapf traben, wenn sie richtig durstig ist. Langfristig bedeutet das, daß Deine Britisch Kurzhaar dauerhaft unter Wassermangel leidet. In Verbindung mit der kohlenhydratreichen Ernährung steigt automatisch das Risiko für zahlreiche Erkrankungen. Ich will an dieser Stelle das Trockenfutter nicht vollständig verteufeln, schließlich gibt es genug Beispiele, bei denen auch "Trockenfutter-Katzen" ein stolzes Alter erreicht haben. Aber eine nachhaltig artgerechte und gesunde Fütterung ist auf einer reinen Basis von Trockenfutter in unseren Augen unmöglich.

BARF

Die naturnaheste Ernährung ist über die BARF-Methode (Biologisch artgerechte Rohfütterung) möglich. Da die Rohfütterung allerdings deutlich zeitaufwendiger als das klassische Dosenöffnen ist, ist diese Fütterungsvariante auch nicht für jeden geeignet. Zusätzlich zum Arbeitsauwand kommt noch die Aneignung der Kenntnisse des richtigen Barfens. Denn bei der Rohfütterung kann man auch so einiges falsch machen. Du benötigst genaue Kenntnisse über die Verdauung und den Stoffwechsel der Katzen. So ist der Tauringehalt zum Beispiel sehr wichtig. Mäuse enthalten diese Aminoethansulfonsäure in hohem Maße. Auch unsere Britisch Kurzhaar benötigt diesen Stoff zum Beispiel zur Bildung von Gallensalzen und ist somit essentiell für die Verdauung. Dazu kommt die richtige Menge und das Verhältnis von Calcium und Phosphat. Denn freilebende Katzen ernähren sich nicht nur von Fleisch, sondern auch von Knochen. Während nun das Phosphat in erster Linie durch das Fleisch aufgenommen wird, enthalten die Knochen der Beutetiere das wichtige Calcium. Fütterst Du nun zum Beispiel ausschließlich Fleisch und lässt den Calciumbedarf außer acht, dann wird dies mittelfristig zu Problemen in der Knochenstruktur Deiner Katze führen. Solltest Du Dich für das Barfen entscheiden, empfiehlt sich zunächst ein reger Austausch mit anderen Katzenhaltern, die bereits erfolgreich barfen und das Einlesen in entsprechende Literatur.

Futterumstellung

Deine Britisch Kurzhaar ist nun bei Dir eingezogen, wurde allerdings bisher vom Züchter in erster Linie mit Trockenfutter oder minderwertigem Nassfutter gefüttert und nun möchtest Du das ändern? Das kann spannend werden. Denn Katzen sind beim Futter sehr wählerisch. Ist sie erst einmal auf eine bestimmte Futterart festgelegt, lässt sie sich nur schwer davon abbringen. Natürlich könnte man jetzt einfach mal konsequent bleiben und ausschließlich das neue hochwertigere Futter anbieten, aber das kann dazu führen, daß sich Deine BKH im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode hungert, wenn ihr das Futter überhaupt nicht zusagt. Das kann besonders bei jungen Katzen, die aufgrund des Revierwechsels unter besonderem Streß stehen und bei dicken Katzen schon nach einem Tag gefährlich werden. Denn Katzen sind auf eine dauerhafte Eiweißzufuhr angewiesen. Fehlt diese über einen längeren Zeitraum gerät der Stoffwechsel in der Leber durcheinander und führt zu einer Hepatischen Lipidose (Leberverfettung). In vielen Fällen ist dann selbst der Tierarzt machtlos.

Solltest Du also sehen, daß Deine Britisch Kurzhaar das neue Futter verweigert, starte einfach einen neuen Versuch, indem Du das neue Futter nur in ganz geringen Mengen unter das bisherige mischst. Dann kannst Du täglich die Menge des neuen Futters minimal steigern und das alte Futter reduzieren. Sollte selbst das fehlschlagen, kannst Du das neue Futter auch mal mit dem Lieblingsleckerlies vermischen. Kaum eine Katze kann frischem Lachs oder Thunfisch widerstehen. Allerdings solltest Du es insbesondere mit Lachs nicht übertreiben. Der Lachs ist erstens sehr fetthaltig und enthält außerdem eine hohe Dosis an Vitamin D, das als fettlösliches Vitamin im Katzenkörper lang gespeichert werden kann. Das kann dann zur Überdosierung und Krankheitssymptomen führen.

Meist macht es auch Sinn, bei der Futterumstellung mehrere Anbieter zu testen. Es kann gut sein, daß Deine Britisch Kurzhaar das Nassfutter des einen Herstellers verweigert, die nächste Dose eines anderen Herstellers aber abgöttisch liebt. Hier hilft also nur ein ausgiebiger Test. Idealerweise solltest Du unterschiedliche Hersteller und Produkte füttern, um einseitige Ernährung und mögliche Mangelerscheinungen auszuschließen. Zum anderen wirst Du dann auch keine Probleme bekommen, wenn ein einzelner Hersteller plötzlich vom Markt verschwindet oder seine Rezepturen ändert.

Futterbewertung

Doch wie bewertet man nun das Nassfutter, daß uns die Futtermittelindustrie in scheinbar tausend Varianten anbietet. Achte am besten nicht auf die großen bunten Werbeaufdrucke und Reklamefilmchen. Diese gaukeln uns eine heile Welt vor, die häufig zusammenbricht, wenn man auf die Zutatenliste schaut. In Deutschland müssen die Zutaten in absteigender Reihenfolge ihrer prozentualen Anteile im Futter angegeben werden. Das bedeutet, sollte Fleisch/Fisch nicht an erster Stelle stehen, dann ist das Futter definitiv nicht artgerecht. Fleisch, Innereien und Flüssigkeit sollten deutlich den größten Teil des Futtermittels ausmachen. Pflanzliche Zutaten sollten einen Anteil von 3% nicht deutlich überschreiten. Zucker hat grundsätzlich nichts im Futter unserer Britisch Kurzhaar Katzen zu suchen. Pass aber gut auf, Zucker wird auch gern als Farbstoff in Form von Karamell verwendet. Salz, chemische Konservierungsstoffe, und Lockstoffe haben ebenfalls nichts in der Tiernahrung verloren. Im Idealfall ist aus der Kennzeichnung auch ersichtlich, in welchem Verhältnis Muskelfleisch mit anderen tierischen Produkten stehen und aus welchen Produkten sich die tierischen Nebenprodukte zusammensetzen.

Rohasche und andere seltsame Bezeichnungen

Du wirst auch die Bezeichnungen Rohprotein-, Rohfett-, Rohfaser- und Rohaschegehalt auf den Futterverpackungen entdecken. Diese definieren den Anteil von organischen und anorganischen Inhaltsstoffen des Futtermittels.

Achte auf ein ausgewogenes Verhältnis von Rohprotein und Rohfett. Da sich die prozentualen Werte auch abhängig vom Flüssigkeitsanteil errechnen, können hier keine festen Werte angegeben werden, wobei ein Verhältnis von 1:2 (Rohfett zu Rohprotein) durchaus ein guter Richtwert ist.

Hin und wieder findest Du noch Angaben zur Taurinmenge und zum Calcium-Phosphat-Verhältnis. Beim Taurin sind 2000mg / kg Futter ein guter Wert. Ein Calcium-Phosphat-Verhältnis von 1,2:1 sind ebenfalls ein guter Richtwert für gesunde Knochen und Zähne Deiner Britisch Kurzhaar.

Stammt dann das Produkt auch noch aus biologischer Produktion und passt noch in Dein finanzielles Budget, dann hat das Futter den Platz im Vorratsschrank und im Futternapf Deiner BKH auf jeden Fall verdient.

Du siehst also, das Thema der richtigen Ernährung Deiner BKH ist sehr umfangreich. Aber laß Dich nicht davon abschrecken. Solang Du die natürlichen Bedürfnisse Deiner Katze beachtest und die Futtermittelindustrie logisch hinterfragst, beantworten sich viele Fragen schon automatisch. Ansonsten gibt es in einigen Katzen-Foren erfahrene Ansprechpartner, die Dir gern bei gezielten Fragen weiterhelfen.